Die ersten Töne von Der König der Löwen erklingen und man fühlt sich augenblicklich in die afrikanische Savanne, aber vor allem in die eigene Kindheit zurück versetzt. Ein Lied, das jeder kennt, das jeder mit Der König der Löwen verbindet: “Nants ingonyama bagithi Baba Sithi uhm ingonyama.” Es bedeutet in der afrikanischen Sprache Zulu so viel wie “Hier kommt der Löwe, Vater, oh ja, es ist ein Löwe.” Ein Lied mit einer einfachen Bedeutung aber einer umso größeren Wirkung. Zugegeben, den Text singt wohl jeder wie er möchte. In meiner Familie lauten die ersten Töne: “Aaaaaaah Svenjaaa…” Vermutlich, weil meine Schwester Svenja heißt. Im Kindesalter waren wir uns so sicher, dass der Song von ihr handelt. Das denkt meine Tochter übrigens nun auch. Aber egal welchen Text wir uns alle zusammenreimen, das Lied hat bei nahezu jedem den gleichen Effekt: Gänsehaut am ganzen Körper. Und man kann rein gar nichts gegen die unbändige Kraft der Musik unternehmen.
Seit dem 17. Juli 2019 läuft die computeranimierte Neuverfilmung von Disneys Der König der Löwen in den deutschen Kinos und in diesem Beitrag erfahrt ihr, warum es sich durchaus lohnt, ihn zu schauen.

Musik, die in den Ohren bleibt
Der Soundtrack von Der König der Löwen (1994) war einer der erfolgreichsten und in meinen Augen bzw. Ohren schönsten Soundtracks aller Disney Meisterwerke. Sowohl die gigantische Filmmusik von Hans Zimmer als auch die Lieder von dem Erfolgsduo Elton John und Tim Rice hängen noch heute wie Kletten in meinen Ohren und wurden völlig zu Recht 1995 mit dem Oscar für die “Beste Filmmusik” und dem “Besten Filmsong” (Can You Feel the Love Tonight) ausgezeichnet. Welch ein Glück wurde das Niveau in der neuen Version von 2019 (zumindest in der Originalfassung) gehalten. Der Gesang von Beyoncé (Nala) und Donald Glover (Simba) hat mich von den Socken gehauen! Als der erste gemeinsame Ton von Can You Feel the Love Tonight (Kann es wirklich Liebe sein) ertönte, wusste ich nicht wohin mit mir. Ich hatte bezüglich des englischsprachigen Soundtracks sehr hohe Erwartungen aber mit dieser Perfektion habe ich nicht gerechnet! Ähnlich erging es mir bei Hakuna Matata. Schon damals mochte ich die Szene gern, aber sie hat mich nie gänzlich umgehauen. Bei dem Animationsfilm war es völlig anders: Sobald der Gesang des erwachsenen Simbas bei Hakuna Matata erklang, brachen bei mir völlig die Emotionen aus. Ich habe gestrahlt, geweint, gelacht… Ich war völlig überrascht. Nicht zuletzt wegen der sagenhaften Stimme von Donald Glover!


Ich muss jedoch an dieser Stelle meiner Lobeshymne auf musikalischer Ebene ein Ende bereiten: Der beste Bösewichtsong aller Zeiten, Seid bereit (Be Prepared) von Scar, wurde nämlich dermaßen verhunzt, dass mir leider wirklich die Worte dafür fehlen. Was im Original ein Gänsehautsong größter Güte ist, schafft es bei der Neuverfilmung nicht einmal zu einem “ganz netten” Song. Er wurde mit einer Länge von gerade mal zwei Minuten stark gekürzt, was im ersten Augenblick wirklich schade erscheint. Da Scar ihn diesmal jedoch eher mit einem trägen Sprechgesang performt, dem es völlig an Drama fehlt, war die Entscheidung ihn einzukürzen vermutlich gar nicht so verkehrt. Ebenso enttäuschend ist, dass er leider nicht einen der unfassbar lustigen, fast schon kultigen Dialoge zwischen Scar und den Hyänen enthält. Das war nichts, Disney! Völlig daneben! Deplatziert war im Übrigen auch Beyoncés neuer Song Spirit. Der Soundtrack strotzt nur so vor afrikanischen Klängen und wunderschöner und vor allem passender Musik. Da könnte ein derartiger Popsong kaum störender sein. Stattdessen hätte man getrost He lives in you von Der König der Löwen 2 (bin ich die Einzige, die findet, dass es ein furchtbar unterschätzter Disneysong ist?) oder aber Shadowland vom KDL-Musical einbinden können. Das hätte den Soundtrack rund gemacht.
“Ui toll, vergib mir, wenn ich vor Freude nicht in die Luft springe – ich hab’s im Kreuz, weißt du?” – Scar
Zeichentrick wird zum Leben erweckt
Neben dem (größtenteils) sagenhaften Soundtrack hat selbstverständlich wieder einmal die atemberaubende Animation überzeugt. Wenn man während des Films immer wieder denkt, man steckt inmitten einer Tierdokumentation und wenn man sich zwischenzeitig dabei erwischt, dass man sich wundert, warum Tiere reden können, dann ist es wieder einmal Zeit, seinen Hut vor Disney und einem weiteren Quantensprung der Animationskunst zu ziehen. Nichts weiter. Verbeugen und Hut ziehen! Bravo! Zudem hat man teilweise den Eindruck, als hätte man den Tieren eine Actionkamera umgebunden, was eine noch viel größere Nähe zum Film verleiht. Hallo, Sharina, aufwachen! Der Film ist komplett animiert. Da rennt kein Tier mit GoPro auf dem Kopf umher!


Erwachsen, realistisch, humorvoll
Die Umsetzung des aktuellen Der König der Löwen ist unglaublich erwachsen und sehr realistisch. Okay, in der realen Welt können Löwen nicht reden und auch Warzenschweine können ganz sicher nicht singen, aber darüber hinaus wurden unglaublich realistische Szenarien, Bewegungen und Reaktionen umgesetzt. Simba wird zum Beispiel nicht bei I just can’t wait to be king (Ich will jetzt gleich König sein) von kunterbunten Giraffen rumgeworfen, die Pop-Art-Nashörner bilden keine abgefahrenen Tanzformationen und auch Simba schwingt sich nicht bei Hakuna Matata mit einer Liane ins kühle Nass. Würde man vermutlich auch nicht all zu häufig in der Savanne sehen. Das macht den Film umso erwachsener, realistischer, eben wie eine Dokumentation – nur eben mit Gesang. Klingt das logisch? ;)
Auch sind Tiere im wahren Leben sicherlich nicht so humorvoll (obwohl, wer weiß? Schon mal Disneys Die Wüste lebt gesehen?) aber der Witz des Films ist dafür umso großartiger. Timon (Billy Eichner) und Pumbaa sind der Brüller! Vor allem Seth Rogen hat für Pumbaa eine hervorragende Synchronisation abgeliefert. Und auch Zazu (John Oliver), der eigentlich für seine steife und fast schon nervig erwachsene Art bekannt ist, sorgt für den ein oder anderen Lacher.

Emotionen? Mehr oder weniger!
Ich wurde emotional gecatcht. Immer und immer wieder! Aber in erster Linie lag es bei mir tatsächlich an der Musik, die durch Mark und Knochen geht. Ob es der Film auch ohne den Soundtrack geschafft hätte, mich emotional mitzureißen, kann ich nicht genau sagen. Fakt ist, dass ich bei Szenen gerührt war, die mich zuvor emotional nie abgeholt haben. Deshalb fällt es mir schwer, das Emotionschaos bei der Neuverfilmung richtig zu ergründen. Fest steht jedoch, dass ich seltsamerweise auch diesmal den Tod von Mufasa nicht so erschütternd finde, wie manch eine andere Szene. Scars Geständnis bezüglich des Mordes von Mufasa ist dennoch nach wie vor eines der übelsten und markerschütterndsten Zitate im Disney-Universum:
“Ich tötete Mufasa!” – Scar
Fazit
Ich persönlich bin ein großer Fan davon, bei Disneys Neuverfilmungen mit neuen Handlungssträngen, veränderten Charakteren oder neuen Twists überrascht zu werden. Ich finde es super, dass Jasmin in Aladdin (2019) ein noch viel selbstbewussterer und stärkerer Charakter ist als im Original. Oder dass Cinderella (2015) visuell völlig neu umgesetzt wurde. Solche Überraschungen fehlten völlig bei Der König der Löwen (2019), denn er wurde nahezu 1:1 vom Original übernommen. Ein Zeichentrick, der zum Leben erweckt wurde! Dennoch ist er gelungen, keine Frage. Er ist lustig, atemberaubend animiert und an vielen Stellen, vor allem auf Grund der Musik, sehr emotional. Jon Favreau, der bereits bei Iron Man, Iron Man 2 und The Jungle Book Regie geführt hat, hat auch bei Der König der Löwen (2019) in Sachen Regie und Produktion ein gutes Händchen bewiesen. Gut gebrüllt, Disney! Ich vergebe 3,5 Mickey Mäuse.

Was den Film übrigens noch interessanter macht, sind ein paar Sidefacts, die ich euch nicht vorenthalten möchte.
Wusstest du eigentlich, dass…
- der Schauspieler James Earl Jones sowohl den Mufasa im Originalfilm von 1994 als auch im Animationsfilm von 2019 synchronisiert hat?
- der Musiker Lebo M. ebenfalls in beiden Teil den afrikanischen Part von The Circle of Life eingesungen hat?
- Donald Glover nicht nur Schauspieler ist, sondern ebenfalls als Rapper unter dem Namen Childish Gambino bekannt ist und bereits mit zwei Emmys und drei Grammys preisgekrönt wurde?
- die deutsche Schauspielerin Florence Kasumba (Tatort, The First Avenger: Civil War, Black Panther, Avengers: Infinity War) die Hyäne Shenzi in der Version von 2019 sowohl im Englischen als auch im Deutschen synchronisiert hat?

Habt ihr den Film schon gesehen? Was haltet ihr von ihm? Wie findet ihr die Musik, die Animation und die sehr originalnahe Umsetzung? Schreibt es mir doch in die Kommentare.
Hakuna Matata, S.
Ein Dank geht an Frandly PR und Disney Deutschland für die Einladung zu den Pressevorführungen.
First of all: Toll geschrieben!!
Die Erwartungshaltung waren groß, denn ich verbinde mit dem Film viele viele Kindheitserinnerungen. Kurz gesagt: Der Film ist super – hierfür ein HighFive an Disney!
Als ich mitten im Kino bei Hakuna Matata mitgesungen habe und plötzlich bemerkte, dass der Text geändert worden ist – war ich kurz traurig.
Gesamtpunkte:
4 von 5 Mickey Mäuse
So gern ich Neuerungen und Überraschungen mag aber wenn es nach mir geht, dürften die Songtexte niemals und nicht ein bisschen verändert werden! Da gebe ich dir voll Recht! Ich hoffe, du bist jetzt nicht mehr traurig. ;)